Unser Spielleiter Dr. Axel Birkholz stellt uns Monat für Monat eine Schachaufgabe des Monats.
Im Rückspiel in der C-Klasse zwischen dem
SC Schlaudorf und dem SC Dödelsdorf kam es zu einer interessanten Stellung:
Der Schwarzspieler vom SC Dödelsdorf stellte jetzt mit 1. …. Le6-d5 eine Mattdrohung
auf. Doch anstatt das Mattfeld g2 irgendwie abzudecken, hatte der Weiße vom SC
Schlaudorf ganz anderes im Sinn ….
Matt in 0 Zügen!?
Was ist denn hier los?
Der Schiedsrichter war der Spielverderber, weil er das vollzogene Matt sofort gesehen hat.
Dies ist keine Scherzaufgabe, ihr müsst Euch allerdings mit der Zughistorie in der Partie auseinandersetzen. Ohne Zug sollt Ihr ein Matt auf dem Brett erkennen!
Schon gesehen?
Magnus Carlsen - Nico Georgiadis
Das GM-Turnier 2018 in Biel war für Magnus Carlsen ein Turnier zum Vergessen.
Selbst gegen den absoluten Außenseiter Nico Georgiadis holte er zunächst keinen Vorteil, bis Nico Carlsens Zug a4 mit b3 beantwortet.
Mit diesem auf den ersten Blick naheliegenden Zug verdirbt Schwarz mit einem Schlag seine Stellung!
Mit welchem instruktiven Manöver besiegelte Magnus hier das Schicksal der schwarzen Armee?!
Opfern - aber richtig!
Der weiße König wird durch eine Opferkombination aus seinem Versteck gelockt und so die Partie entschieden.
Wie zog Murphy mit Schwarz?
Schulten - Murphy, New York 1857
Du hast keine Chance - also nutze sie!
Aus einem C-Klassen - Wettkampf
SK Dödelsdorf - SC Schlaudorf
Es stand 4-3 für den SC Schlaudorf.
Der Weißspieler vom SK Dödelsdorf hatte gerade den letzten schwarzen Bauern auf h6
geschlagen und erwartete die schwarze Aufgabe. Zwei Mehrbauern garantieren doch
immer den Sieg, oder ?!
Doch der Schwarze vom SC Schlaudorf fand die richtige Idee und rettete sich mit
präzisen Zügen ins Remis.
Dr. Norbert Bengsch (1658) - Dr. Axel Birkholz (1763) Sommerturnier des SR Spaichingen
12. 6. 2018
Schwarz hatte zuletzt Le7-f6 gezogen und schaute trotz schlechterer Entwicklung
optimistisch in die Zukunft: Der isolierte Bauer d4 ist zuverlässig blockiert und wird
früher oder später abgeholt . . .
Doch wie so oft sind die dynamischen Elemente einer Stellung wichtiger !
Mit welcher überraschend forcierten Zugfolge hätte der Underdog mit Weiß den
Favoriten ganz schön ins Schwitzen bringen können und zumindest eine klar
vorteilhaften Stellung erreichen können ?
Das Meisterstück des 13-jährigen Keymar
Richard Rapport - Vincent Keymer
Grenke-Chess-Open 2018
9. Runde 2. 4. 2018
In einer spannenden Schlussrundenpartie wollte der hochfavorisierte GM Richard Rapport gegen das deutsche Nachwuchstalent Vincent Keymer unbedingt gewinnen, um damit Turniersieger zu werden. Doch Vincent wehrte das frühe Figurenopfer von Rapport mit Cleverness ab und erhielt seinerseits im 43. Zug die Möglichkeit, eine Figur zurück zu opfern....
Gut, den Zug 43. Lh3: hätte vielleicht jeder in einer Blitzpartie gezogen....
aber in einer Turnierpartie gegen einen Supergroßmeister ?!?! Nach längerer Bedenkzeit verzichtete Rapport auf die Annahme des Opfers und verlor schließlich dennoch.
Aber was genau war die Idee hinter 43. Lh3: ?
Warum nahm Rapport den Läufer nicht ?
Was passiert bspw. auf 44. gh3: Th3:+ Th2 ?!
Matthias Blübaum (2631) - Nikita Vitiugov (2735) GRENKE-Chess Classics Karlsruhe
Runde 1, 31. 3. 2018 Bereits zum 2. Mal wurde der junge deutsche GM Matthias Blübaum zum GRENKE Chess-Classics eingeladen. Während er 2017 in der ersten Runde gegen einen gewissen Magnus Carlsen ein Remis schaffte, musste er in diesem Jahr zunächst gegen den aufstrebenden russischen GM Nikita Vitiugov ran.
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. e3 Lf5 5. Sc3 e6 6. Sh4 Lg6 7. Ld2 Sbd7 8. Sxg6 hg 9. c5 e5
10. b4 Le7 11. b5 O-O 12. Da4 Te8 13. bc bc 14. Le2 ed 15. ed Sxc5 16. dc d4 17. O-O dc
18. Lxc3 Lxc5 19. Lf3 Tc8 20. Lxc6 Te2 21. Lf3 Txf2 22. Txf2 Lxf2+ 23. Kxf2 Txc3 24. Dxa7
Se4+ 25. Kg1
Mit welchem starken Zug zwang Schwarz den jungen Deutschen zur Aufgabe ?
W: Paul Plum (VFR SC Koblenz DWZ 1573)
S: Lukas Hengstler (SR Spaichingen DWZ 1468)
Leintal -Jugend-Open Runde 5 11. 2. 2018
1. Sf3 d5 2. d4 c6 3. c4 e6 4. cd ed 5. g3 f5!? 6. Lg2 Sf6 7. O-O Ld6 8. Db3 Dc7 9. Sc3 Se4
10. e3 O-O 11. Te1 Sd7 12. Sd2 Sdf6 13. Sdxe4 fe Schwarz hat mutig und aggressiv auf
Sieg gespielt. Der schwarze d-Bauer ist allerdings gefesselt, so dass Weiß jetzt zu
einem Bauerngewinn ansetzte:
14. Sxe4?! Sxe4 15. Lxe4 Doch Lukas konnte jetzt geschickt Verteidigung und Angriff kombinieren und großen Vorteil erlangen ! Was spielte er ?
W: Ingo Orendt (SV Böckingen DWZ 1197)
S: Felix Schmidt (SR Spaichingen DWZ 1067)
Leintal-Jugend-Cup 2018 Runde 1 10. 2. 2018
Italienisch
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. Lg5 d6 6. h3 O-O 7. Sc3 Le6 8. Sd5 Sb4 9.
Sxf6+ gf 10. Lh6 Te8 11. Lxe6 fe 12. O-O Kh8 13. c3 Sc6 14. d4 Lb6 15. d5 ed 16. Dxd5
Tg8 17. Sh4 De8 18. Sf5 Dg6 19. g3 Tae8
20. Tae1
Weiß hat den schwarzen Königsflügel aufgerissen und großen Raumvorteil erreicht.
Doch in Wahrheit steht bereits Schwarz glatt auf Gewinn, da die weißen Figuren
allesamt ein wenig anfällig sind und auch der weiße König nicht so sicher steht, wie es den
Anschein hat !
Wie kam Felix mit Schwarz am Zug jetzt klar in Vorteil ?
Axel Birkholz (DWZ 1776) - Rolf Faulhaber (DWZ 2006)
Open Untergrombach 2. 1. 2018
Die weiße Stellung ist natürlich schon lange jenseits von Gut und Böse....
Aber Schwarz am Zug macht kurzen Prozess und kann sogar forciert in 7 Zügen Matt
setzen !
nicht besonders schwer, aber ganz nett !
Das aktuelle Schachrätsel könnte nicht aktueller sein. Es kam am 30. 12. 2017 bei der Deutschen Vereinsmannschaftsmeisterschaft U12 aufs Brett:
Florian v. Krosigk (Hamburger SK, DWZ 1670)
vs. Benno Straub (SK Freiburg, DWZ 1492)
(letzter Zug von Weiß: Kf4).
Auf den ersten Blick sieht die weiße Stellung recht vielversprechend aus. Weiß hat am
Königsflügel praktisch einen Mehrbauern... Aber auch Schwarz hat seine Trümpfe ... Wie kann Schwarz gewinnen ? In der Partie folgte: 1... c4? Naheliegend, aber falsch 2. bc dc 3. Ke4! Jetzt ist der weiße König rechtzeitig am Damenflügel zur Stelle. 3... c3 4. b3! Kg5 5. Kxd4 b4 6. Kc4 und später 1 - 0. Stattdessen hätte aber Schwarz gewinnen können!
Mit welchem entscheidenden Zug?
Alexander Günter - Kurt Sulzbacher.
Tuttlinger Stadtmeisterschaft Nov. 2017.
Weiß spielte im 23. Zug seine Dame auf a4.
Jetzt fand Schwarz einen genialen Gewinnzug!
Die Australian Open hatten ihrem Namen zur Jahreswende 2004/05 aller Ehren gemacht, fanden sie doch inmitten schwerer Regen- und Schneewolken auf dem Mount Buller in 1800 m Höhe statt. Zwischen Christopher Wallis und Tom Lea kam es zu dieser Stellung:
Welcher mutige Zug gewann für Weiß?
Kasparows Comeback
Im August stieg der langjährige Weltmeister Garri Kasparov bei der Grand Chess Tour in St. Louis wieder ins Turniergeschehen ein. Noch lief allerdings nicht alles rund bei ihm. In der Partie gegen den bisherigen Tabellenletzten David Navara aus Tschechien
musste daher ein Sieg her: Kasparov mit Weiß hatte gerade mit Sc6 Schach gegeben und fiel nach der überraschenden Antwort des Schwarzen aus allen Wolken und musste sofort aufgeben. Was zog David Navara !?
Mit Weiß gewinnen, nichts leichter als das. Aber in nur 3 Zügen? Da bedarf es eines besonders ungewöhnlichen ersten Schritts!
Weiß setzt in nur 3 Zügen matt!
Heutzutage meint man, so etwas sieht nur der Prozessor der Blechkiste, doch im
19. Jahrhundert wurde diese Stellung von Rätselkönig Sam Loyd komponiert, der neben Schachkompositionen auch viele bis heute bekannte Geduldsspiele erfand.
"Schachtürke"
Der "Schach spielende Türke" ist ein Begriff. Doch auch schon mal etwas vom "Schachtürken-Cup" gehört?
Er wird jährlich im weltweit größten Computermuseum in Paderborn ausgetragen, in Erinnerung an den "getürkten" Schachautomaten von 1769.
Illustration von Joseph Friedrich Freiherr zu Racknitz,
der 1789 den "Schachtürken" enttarnte.
Schwarz am Zug gewinnt!
Der leistungsstarke Jugendliche Kevin Schröder (Jg. 2000, 2300 ELO) hatte beim „Schachtürken-Cup“ zum Jahresende 2016 den Turniersieger und Großmeister Felix Levin (2450 ELO) ziemlich im Griff, doch dann hatte der Großmeister mit einer List die Partie schlagartig gewonnen.
Wie gewann Großmeister Levin (schwarz) mit einem entscheidenden Schlag?
Unsere Aufgabe des Monats Juli illustriert, dass das Schachspiel eine Kunst ist.
„Die Flucht Napoleons
von Moskau nach Paris“:
Das Feld a1 ist Moskau, das Feld h8 ist Paris, die Diagonale h1-a8 ist der Fluss Bjaresina in Weißrussland, der schwarze König ist Napoleon, die weißen Springer sind die russische Kavallerie, der weiße König ist Zar Alexander der Erste.
Alexander Dmitrijewitsch Petrow (1794 - 1867) war Anfang-Mitte des 19. Jahrhunderts einer der stärksten Spieler der Welt. Seine Studien zur Eröffnungs- und Endspiel-Theorie waren von hoher Bedeutung für die Entwicklung des modernen Schachspiels, so ist im Englischen die „Russische Verteidigung“ (1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sg8-f6) nach ihm benannt. Auch eine Gambitvariante des Läuferspiels (1.e2-e4 e7-e5 2.Lf1-c4 Lf8-c5 3.Sg1-f3 d7-d6 4.c2-c3 Dd8-e7 5.d2-d4) trägt seinen Namen. Zudem schuf Petrow Schachkompositionen.
Berühmt und eindrucksvoll ist die „Flucht Napoleons von Moskau nach Paris“
Die Stellung symbolisiert die Flucht von Napoleon Bonaparte nach dem tragischen Russland-Feldzug 1812. Obwohl Napoleon zunächst Moskau einnehmen konnte, wurde er von der russischen Kavallerie wieder nach Paris zurückgetrieben.
Die weißen Springer (die russische Kavallerie) treiben den schwarzen König (Napoleon) von b1 (Moskau) über das gesamte Feld bis nach h8 (Paris). Dort setzt schließlich der weiße König (der russische Zar) zusammen mit seiner Gemahlin den schwarzen König im 14. Zug endgültig matt!
Matt in 14!? Dank einer Verkettung erzwungener Züge ist die Lösung tatsächlich zu finden!
"Spielverderber" finden auch schon ein Matt nach sechs Zügen, aber dann macht es nur halb so viel Spass, wenn Napoleon schon auf halber Strecke in den Fluten der Bjaresina ertränkt wird!
Weiß am Zug.
Matt in drei Zügen!
Schwarz am Zug hatte das Remis (fast) sicher und musste sich nun zwischen den drei plausiblen Zügen 1. ... Ta5, 1. ... Tb7,
sowie 1. ... Ta8+ entscheiden.
Zwei davon sind remis. Schwarz wählte jedoch den dritten Weg, wonach Weiß mit einem letzten taktischen Trick die Partie in wenigen Zügen für sich entscheiden konnte.
Welches sind die Remis-Züge und wie konnte Weiß den Schwarzen nach dem Verlustzug
austricksen?
Schönheitspreis:
Ein Schachspieler bekam den Preis für die beste Partie des Turniers und gab ein Telegramm nach Hause auf, in dem er stolz verkündete, er habe den Schönheitspreis gewonnen. Das Mädchen am Schalter betrachtete ihn leicht erstaunt und meinte, als er gegangen war zu ihrer Kollegin: „Da möchte ich wissen, wie erst die anderen ausgesehen haben!“